Für einen kurzen Moment öffnete sich das Zeitfenster in die Vergangenheit. Jetzt ist die Wortakrobatin wieder hinter einer Wand verborgen
// Eigentlich wollten wir im März 2021 mit einer großen Ausstellung 30 Jahre Kunsthaus feiern. Hierzu hatten wir das im Untergeschoss des Hauses verborgene Wandbild „Die Lichtträgerinnen“ von Monika Andres wieder Stück für Stück freigelegt.
Die an den Muralismo erinnernde farbintensive Wandmalerei zeigt acht Frauen der „Künstlerinnengruppe Erfurt“, die frühen Gründerinnen des Kunsthauses. Es ist neben den Fliesenmalereien der Künstlerinnen eines der großflächigsten Kunst-am-Bau-Arbeiten, die sich durch das gesamte Kunsthaus ziehen. Entstanden ist es 1994 für das Café Silbermund, dass das seit 1990 liebevoll provisorisch betriebene Vereinscafé RAPUNZEL im 3. Stock ersetzen sollte.
Das Motiv des freigekratzten Ausschnitts zeigt Gabriele Stötzer, als Wortakrobatin. Für einen kurzen Moment öffnete sich das Zeitfenster in die Vergangenheit. Jetzt ist das Mural wieder hinter einer Wand verborgen. Unserer großen Feier machte die Pandemie einen Strich durch die Rechnung.
Arbeit und Leben der Künstlerinnengruppe Erfurt (1984–1994) sind jedoch wieder sehr präsent. 2020/21 zeigt die nGbK Berlin unter dem Titel Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt 1984–1994 eine umfassende Werkschau. Im Hatje Cantz Verlag erschien 2023 die ergänzende Publikation „Hosen haben Röcke an – Künstlerinnengruppe Erfurt / Pants Wear Skirts – The Erfurt Women Artists‘ Group 1984–1994“.
Text: Monique Förster (Leiterin Kunsthaus Erfurt)