Er steht für Nachhaltigkeit in der Kulturarbeit, war bei etlichen Umzügen dabei und erobert demnächst sogar die Theaterbühne
// Der Bollerwagen. Schon oft benutzt, instandgesetzt, blau angestrichen. Seinen letzten öffentlichen Einsatz hatte er beim “Kulturkonsum” 2020. Hinter dem buntgestrichenen Fahrrad transportierte er fast alles. Manchmal auch fast nichts.
Abseits der Öffentlichkeit stand er bei unseren vielen Umzügen zu Diensten. Umzüge charakterisieren den art der stadt e.V. von Anfang an, also seit 1995. Immer wieder mussten wir unsere Spielstätte wechseln. Immer wieder war die Frage: Wo haben wir unser Büro? Wo können wir proben? Wohin mit den Requisiten? Was machen wir mit unserem Fundus? Was heben wir auf, was kommt weg, was könnte man umarbeiten und wiederverwenden?
Der Bollerwagen steht deshalb auch für Nachhaltigkeit. Wegschmeißen ist für den art der stadt e.V. nicht so leicht, Neukaufen zu teuer. Umarbeiten braucht Kreativität und Zeit und fähige Menschen. Doch wir müssen immer viele Dinge lagern. Das war nicht leicht, denn immer wieder wurde uns der Lagerraum gekündigt. Dann hieß es: aussortieren, transportieren. Mit dem Bollerwagen. Ok, nicht nur. Aber auch. Und nun ist er bald wieder im Einsatz. Zum ersten Mal als Requisite in einem Kinderstück.
Denn seit nun fast zehn Jahren steht es fest, wo wir spielen, proben und uns verwalten: im Kulturhaus Gotha und hier vor allem im Fundament. Bis dahin war es ein langer Weg. Er begann 2010 mit einer kuriosen Wette, die auf einer Papierserviette dokumentiert wurde. Ein schlechtes Foto ist noch der Beweis (siehe Foto unten).
Die Wette wurde zwar verloren, aber eine grandiose 24-Stunden-Performance auf dem Neumarkt in Gotha brachte zwei Jahre später eine gute Nachricht mit sich: Das alte Kino im Kulturhaus Gotha (ehemals KIK) kann unsere neue Spielstätte werden. Mit wirklich fast unendlicher Mühe und viel Fleiß entstand ein wunderbarer multifunktionaler Ort, der uns ans Herz gewachsen ist. Ein großer Dank an alle, die uns diesen Weg ermöglicht haben.
Und mittendrin: der Bollerwagen.
Text: Bernd Seydel/Daniela Rockstuhl, Fotos: Bernd Seydel
